Die Mädels in Uenze

Nun hat es endlich geklappt und wir sind in 7 Reittagen den ca. 160km langen Gestütsweg von Neustadt/Dosse nach Redefin geritten. Auch wenn es eine sehr lange Anfahrt von München nach Neustadt/Dosse war, hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Sogar das Wetter hat es gut gemeint mit uns, es kam kein Regentropfen – und dank der örtlichen Gegebenheiten war das auch bei bis zu 30 Grad richtig gut. Es wehte fast immer eine leichte Brise und die Strecke lag größtenteils im Wald und wenn nicht ging es endlose Schattenspendende Alleen entlang. Dazu noch meistens ein angenehmer Sandboden, auf dem wir dann täglich eine nette kleine Galoppstrecke einbauen konnten.

Wir, das sind Dili, das Pony als Handpferd und ich. Getestet und optimiert in mehreren 2 und 3 Tagestouren, hat dieses Mal auch mit der Ausrüstung alles funktioniert – es sind kleinere Verbesserungen nötig, und mir stellt sich immer noch die Frage ob ein Woilach noch mehr Kompfort für die Pferde bringen könnte.

Nun aber los. Die erste Etappe war schon mal die Anfahrt, laut Navi in 6 Stunden war die Realität mit Anhänger dann 10 Stunden. Auch hier war es schon sehr heiss, wir haben daher 3 – 4 kleinere Pausen gemacht und 1 große mit ausladen, grasen auf irgendeiner geeigneten Wiese gleich nach einer Autobahnausfahrt. Ja ausladen. Das geht mit den Mädels, weil sie Profis sind!

In Neustadt/Dosse wurden wir dann erstmal eingeboxt. Das antike Gestütsgebäude hat zwar neue Gitterboxen, diese sind aber bis oben geschlossen und es roch leider unangenehm nach Urin. Auch wenn optisch alles ganz sauber war. Eine Nacht geht schon mal. Sonst war es immer Koppel oder Paddock. Nur am Ende in Redefin wieder Boxen, aber ein neuerer Stall mit Fenstern und zur Stallgasse offenen Boxen – immerhin.

Dienstag, der erste Reittag – Neustadt / Dosse nach Damelak.

Es ging von Neustadt/Dosse nach Damelack, ca. 25 km die Etappe, gleich mal zum Einstieg eine etwas längere. An der ersten Schleuse ist Dili gleich mal ordentlich erschrocken, dann nicht mehr, es folgten noch viele da alle Felder von Wassergräben die geflutet werden können umgeben sind. Es war aber so trocken, dass meistens kein Wasser drin war. Vielleicht auch besser, sonst hätte es noch mehr Bremsen und Fliegen gegeben. Am ersten Tag musste ich auch gleich die für Nachts vorgesehene Fliegenmaske von Dili statt den Ohren anziehen, in der ersten Pause – das Kopfschütteln war unglaublich und dann ging es eigentlich ziemlich gut. Dort kam auch zum ersten Mal der Falteimer zum Einsatz, zum Glück hatte der Graben Wasser, wo unsere Pause stattfand.

Weitere Änderungen am ersten Reittag: wir haben einen Fesselriemen vom Hufschuh verloren und das Pony sein Pad, das muss unter der Decke abgehauen sein…

Die Wege: Sand und immer geradeaus. Wenig Strasse, in den Ortschaften und manchmal zwischendurch Kopfsteinpflaster. Daran mussten wir uns erstmal gewöhnen, ging aber nach 2-3 Tagen auch ohne Probleme.

Mittwoch, da ging es von Damelack nach Plattenburg.

Gleich am Anfang über die Bahnbrücke und davor ein Stück nebenher, den ICE der uns von hinten überholt hat fand das Pony schwierig, Dili souverän wie immer fand ihn ok.

Dann ein bischen an Strassen entlang (man könnte es auch anders legen, zumal die Etappe nur 18 km hatte und dann in den Wald wo die Strasse plötzlich zum Weg wird (zum Glück…). Da wurden wir von einem Landwirt eingeholt, der uns noch ein bischen ausgefragt hat. Dann meinte er noch, er geht jetzt Gras mähen – da war aber nur Steppe – das ist ja dann quasi gleich Heu :-).

Durch die Hitze war Wasser auch ein Thema – erst nach der Pause konnten wir eine Wiese zum Grasen finden, daneben ein kleiner Fluss, die Karthane, die immerhin noch 15 cm Wasser hatte. Ein Rastplatz mit Anbindebalken – schnell die Ponys angebunden und schöpfen gegangen. 5 Mal, 6 Mal, bei 15 cm Wasserstand nicht so einfach. Dann hat das Pony den Anbindehaken abgerissen und somit das Tränken durstig beendet.

Kurz vor der Plattenburg dann das Schild noch 114km bis Redefin, da hatten wir schon einiges geschafft.

In Plattenburg wurden die Pferde im Vergleich zu Damelack, wo exact nix mehr wuchs wegen der Trockenheit, mit einem Extra Stück frischer Weide verwöhnt.

Donnerstag dann weiter nach Uenze

Wieder ging es lang geradeaus durch den Wald. Kurz raus, eine Mega Galoppstrecke, dann ein kurzes Gespräch mit einem neugierigen Stadarbeiter, und wieder geradeaus rein in den Wald. Mittag dann in der Nähe von Karthane, dem Ort, mit einer super Wiese zum grasen, leider kein Wasser, erst kurz vor Uenze im Wald eine Pfütze, man fragt sich schon wo die herkam aber sie war da. Und dann gleich leer.

Uenze der Vierseithof, hat den Ponys gleich gefallen, absatteln in der kühlen Scheune, und dann ein Paddock mit einer kühlen Box fanden beide sofort super. Darüber haben sie auch vergessen, dass es keine Koppel gab – sie durften aber noch ein bischen an der Hand grasen. Das Hofteam sprich die zwei Hunde und später auch zwei Katzen, haben sich auch gleich dazugesellt, der eine Hund ist immer wieder ins Paddock zum checken ob die Mädels das Paddock das seinen Pferden gehört auch ordentlich behandeln.

Von der Ausrüstung war zwar nix kaputt gegangen, das Pony hatte aber vom Hufschuh Scheuerstellen, die hatte ich bis dahin ohne Gaiter angezogen – also ab morgen dann wie Dili mit Gaiter – sie hatte das Problem schon mal bei unserem Albtraufritt – und geht seither Problemlos mit den Gaitern. Beim Pony war es die folgenden Tage dann auch perfekt! Wie gut dass ich noch ein zweites Paar davon gemacht hatte.

Freitag ging es nach Motrich bzw. Cumlosen zum Übernachten.

Die Strecke war etwas weniger im Wald im zweiten Teil, erstmal aber wieder geradeaus durch den Wald. Der Boden war zwar aus gutem Grund wie ich auf der letzten Etappe erkennen musste befestigt, die Parallelwege (oft als Feuerschutz angelegt) sind leider auch immer nicht bereitbar da zu tief. JA der Boden war mit Schotter und Ziegelabfällen befestigt. Also erst mal kein Galopp und eine Abkürzung genommen – wie sich nachher herausstellte eine super Idee, weil die eigentlich Brücke über die Stepenitz gesperrt war, das hat zumindest der freundliche Mann erzählt von dem die Mädels in Weisen Wasser bekommen haben. Ja es ging durch den Ort, über die Bahn, Bundesstraße und dann endlich wieder Wald.

Später dann wieder raus, an einem Mega Wassersprenger vorbei (nicht Dilis stärke, aber wir haben überlebt) und im Schatten an einer spannend gepflasterten Strasse entlang. Gepflastert mit Mega Knochensteinplatten, sehr crazy. Dann, einmal unter der ICE Strecke durch, danach eine krasse Bremsenattacke, natürlich auf einer Schotterstrecke, wo man beim besten Willen nicht galoppieren kann. Und noch was durch den Wald, über ein Stoppelfeld und am Friedhof in Motrich noch kurz Wasser gefasst im Schatten schön die Pferde angebunden, als ob ich den Zustand der Station geahnt hätte.

Samstag ging es weiter nach Lenzen

Der freundliche Wirt aus Cumlosen hat mich nach Motrich gefahren, und nach dem Frühstück für die Mädels sind wir dann mit einem guten Tipp das Schloss Gadow auszulassen und einfach geradeaus weiter zu reiten nach Lanz los. Die Wege wären nicht gut am Schloss, na wenn das kein Grund ist. Lanz, das Dorf der Hunde. Links rechts sicher zehn kläffende Bestien. Wir haben wie immer überlebt, trotz Kopfsteinpflaster – aber das beherrschten die Mädels da schon.

Nach Lanz kam eine sehr schöne Pause unter Bäumen, etwas Gras danach, ein kleiner Galopp, Wald, Galopp und dann wollte ich zum Rudower See durch einen Campingplatz. Das geht so natürlich nicht, da ein Drehgitter am Einlass es verhindert. Wir haben dafür auf der anderen Seite einen sehr schönen Ufernahen Weg gefunden und waren sogar kurz am Wasser zum saufen. War zwar etwas spannend, weil ein Schlauchboot vorbei kam, aber der Durst hat gesiegt.

Dananch ging es nach Lenzen rein, und gleich da neben der Tankstelle die Station in herrlichem DDR Grau (es ist ja auch die Griese Gegend) und einem Hof aus Kopfsteinpflaster. Übernachten im Forsthaus mit demselben Flair.

Sonntag dauerte mein Abritt, weil wir noch einige Zeit Pferdegeschichten austauschen mussten bis um 11 Uhr, gerade Richtung Tewswoos der längsten Etappe, die gekürzt trotzdem 29km lang wurde. Raus aus dem Dorf ging es relativ bald durch ein anderes, das schon sehr nach Lüneburger Heide aussah, danach dann wieder länger im Wald, ich wollte trotz der Abkürzung nicht nur Strasse und durch Dörfer reiten. Vor Neu Kaliß eine neue Tränkmöglichkeit, mit dem Falteimer (der auf dieser Tour echt Gold wert war) aus einem Bewässerungsgraben geschöpft bzw. am Führstrick hochgezogen, war zwar nicht so leicht, aber ordentlich voll. Neu Kaliß hatte dann eine Schleuse, die zu überqueren war und danach wie ein Wunder am Sonntag auf dem Netto Parkplatz ein Softeisstand. Die Pferde kurz unter Bäumen geparkt und einen Eiskaffee geholt. War ja Sonntag :-). Nur war das gerade mal Halbzeit, und die restliche Strecke war sehr viel Strasse, dann wieder eine unerwartete Reitweg Abkürzung (gut ich habe die Schranke runtergelegt, aber da war ein Reitweg Schild, ich schwör. Der Weg ging auch in die richtige Richtung und es fand sich nach diesem sehr angenehmen Waldweg noch einiges in der Art. Dann mal eine helles tiefes Sandstück und ich denke noch, was lässt sich das Pony wieder so hinterher ziehen und da liegt es schon, ich hab ihm aber gleich wieder hochgeholfen.
Zur Strafe dann wieder Strassen, manchmal ein Stoppelfeld an der Seite, und nach diesem echt langen Tagesritt gaanz am Ende von Tewswoos die Ranch.

Und mit der Ranch kam endlich die Hirschlausfliege. Einige hatten davon gesprochen, gewarnt, waren davongaloppiert und was sagt Jost der Chef der Ranch: Die Pferde gewöhnen sich schon dran. Recht hat er, die Mädels haben auch das überlebt.

Montag letzte Etappe nach Redefin.

Im Wald bin ich gleich mal zu weit geritten, habe dann aber noch den rechten Weg gefunden. Kurzfristig bin ich dabei ins militärsche Sperrgebiet abgedriftet und wurde mit einem supertiefen Weg bestraft, dann auch Verzweiflung etwas Strasse, danach mutig rein in den Wald und in die Lübteener Heide, die dort entstehen soll. Für uns war es leider ein langer geschotterter Weg in der Schneise und damit Sonne. Zur Mittagszeit hatte ich so etwas wie einen Weiher ausgespäht, leider ohne Schöpfmöglichkeit. Aber die Mädels konnten ausgiebig grasen, hier war es wieder etwas grüner.

Gegen Ende kam noch ein sehr tiefes anstrengendes Stück Weg, dass ich dann vorzeitig verlassen habe. Und auf dem letzten Stoppelfeld vor Redefin noch ein Highlight: entspannter Galopp mit beiden Hintereinander. Kurz vor Redefin dann gleich Kutschen und letztendlich eine Begleitung bis zur Box, fast wie die Guides auf den Flughäfen die die Flugzeuge zum Parkplatz bringen :-).