Schafe!

Nun also Indien.

Auf meiner Suche nach interessanten neuen Eindrücken habe ich mich das erste Mal aus Europa herausgewagt.  Für uns verwöhnte Europäer, die Visa und ähnliches nur aus der Vergangenheit kennen schon mal eine organisatorische Herausforderung.

Erstmal einen Reisepass beantragen, ein Visum, Impfungen …

Es ging diesmal nach Udaipur, Radjastan, Indien. Dort lebt eine Deutsche, die zusammen mit ihrem indischen Mann die Princess Trails Horse Safaris führt. Für mich (und scheinbar auch andere) war es beruhigend, dass ich vor Ort einen Ansprechpartner hatte, der mich zumindest sprachlich verstand.

Während schon auf dem Flug die Verpflegung indisch gewürzt war und einen ersten Vorgeschmack bot, kam dann nach der Landung der neue Geruch dieses Landes hinzu. Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man sich noch nie aus Europa wegbewegt hat wie ich …

Was ich mir auch nicht vorstellen konnte, war dass der inländische Anschlussflug einfach gecancelt wurde, und ich meine komplette Sturheit aufwenden musste um netter weise einen Flug am nächsten Tag und wieder an das Gepäck zu kommen (denn es wurde nicht durchgecheckt und wäre sonst wohl in Bombay geblieben). Das ist Nachts zwischen 1 und 3 nach dem Nachtflug wirklich eine Herausforderung. Ich habe dann sogar noch ein günstiges und ebenso chices Hotelzimmer ohne Fenster organisiert (das fand ich sehr beängstigend, fast wie im Kernspint und mit dem Ventilator auch ebenso laut – aber mit WLAN), inklusive Transfer zum Flughafen – das habe ich den ganzen Tag nicht verlassen und so den Jetlag neutralisiert J.

Der Flug am nächsten Morgen klappte dann tatsächlich und so kam ich mit nur einem Tag Verspätung morgens um 6:30 Uhr Ortszeit in Udaipur an. Ich wurde tatsächlich abgeholt und fuhr staunend durch diese Stadt. Zunächst mal ist es linksverkehr, der Fahrer hupte eigentlich ständig, beim Überholen, wenn er überholen wollte oder was weiss ich warum. Am Rande der Autobahn wurde schon gekocht. Die Autobahn, die noch in Bau ist, wurde ab und zu einfach ein bischen umgeleitet, vorher ordentliche Bodenwellen um den Verkehr zu verlangsamen. Ja, und dann waren da auch Kühe und Hunde unterwegs, je weiter es in die Stadt reinging auch mal auf dem Mittelstreifen. Teilweise war der Boden am Rand bedeckt mit Plastik Müll, auch dies ein Problem, das sich durch das ganze Gebiet zieht. Es gibt diverse offene Müllkippen, oder der Müll liegt einfach rum.  

Das Hotel, im Empire Stil gehalten, war dann wieder eine andere Welt. Auf der Dachterrasse gab es Frühstück und jetzt war also Sommer für mich, nachdem ich am letzten Abend zuhause noch bei leichtem Schneefall auf dem Platz geritten war, sollten die Temperaturen tagsüber auf 30 Grad steigen.

Nach dem Frühstück ging es dann endlich zum Reiten, wieder durch die Stadt, denn die Pferde warteten am Ausgangspunkt ausserhalb auf uns. Was mich fasziniert hat, dass es keine Autobahnausfahrten gibt wie wir sie hier kennen (könnte natürlich daran liegen, dass die Autobahn noch im Bau war, aber …) ; wenn man also rechts von der Autobahn abbiegen will fährt man von der linken Seite (wegen dem Linksverkehr) mal auf die rechte mittlere Spur, wechselt bei einer Lücke in der Mitte der Autobahn auf die Fahrbahn mit dem Gegenverkehr und ordnet sich dort dann ganz rechts ein um abzubiegen wenn die Ausfahrt kommt. Alles klar? Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass Sicherheitsgurte eher nicht verwendet werden, die Leute auch mal oben auf dem Bus Dach mitfahren und eines der Hauptverkehrsmittel Motorräder sind auf denen meist mehrere Personen sitzen, natürlich ohne Helm, auch kleine Kinder …

Die Pferde

Auch die Pferde sind natürlich anders (zumindest optisch), sie haben für nicht Kenner der Rasse Marwari, so krumme Ohren. Ansonsten waren diese Pferde eigentlich ganz normal. Vom Typ her sind Marwaris eher mit Vollblütern zu vergleichen. Die Pferde waren die Umgebung natürlich gewöhnt und meist gelassen, ausser beim Passieren von angebundenen Wasserbüffeln, die manchmal einen Angriff vortäuschen. Auch die Reitgeschwindigkeit fand ich, in der allerdings sehr kleinen Gruppe, sehr entspannt mit ausreichend schnelleren Passagen. Das liegt natürlich immer auch an der Ritt Führung und an der Gruppe, aber es schien mir Pferdegerecht und keinesfalls Kamikaze (was ich an anderer Stelle durchaus schon erlebt hatte).

Die Pferde waren gut genährt und gepflegt, ganz im Gegensatz zu den anderen Tieren die oftmals etwas dünn aussahen. Leider hatten die Pferde so komische Distanzsättel, was dann eher nicht so meine Wahl wäre und gerade bei längeren Trab oder Galoppstrecken unangenehm wird, wenn man den sportlichen leichten Sitz gewohnt ist.

Wir hatten für einige Tage ein Safari Camp, vorne eine Royale Mauer, mit Eingangstor, seitlich und hinten ein offenes Grundstück. Wir übernachteten dann auch in Safarimäßigen Zelten, mit Betten, eine sehr interessante Mischung und wirklich komfortabel. Für Europäer etwas ungewohnt ist sicher die Geräuschkulisse, was mit dem Hupen anfängt, geht damit weiter dass schon bei Sonnenaufgang vom Nachbargrundstück Musik ertönte – als Wecker für die Arbeiter. Mich hat das genauso wenig gestört wie zuhause der Frosch im Teich, aber ich kann auch entgegen dem aktuellen Trend Nachts schlafen.

Landschaft und Leute

Wir ritten zunächst durch ein Gebiet, das eher flach ist und landwirtschaftlich nur bei Bewässerung genutzt werden kann. Entsprechend ist auch der Bewuchs etwas spärlich und man sollte, auch wenn man nicht aus dem Winter kommt, an Sonnenschutz denken. Wird dann bewässert, wächst dort zB. Getreide, Mohn und etwas später im Jahr tragen die Mangobäume Früchte. Die Landwirtschaft ist noch sehr ursprünglich, auch wenn Beispielsweise zum Dreschen des Getreides Maschinen eingesetzt werden und auch mit dem Traktor gepflügt wird, wird die Ernte des Getreides noch manuell erledigt. Da sitzen dann Leute mit einer Handsichel am Boden, schneiden das Getreide ab und machen Bündel daraus.

An einem Tag ritten wir zu einem ehemaligen Fort, das hoch über der Ebene nur noch aus den recht beeindruckenden Aussenmauern besteht. Man kann die ganze Ebene einsehen, aber es ist trotzdem nicht zu vergleichen mit dem Monsoon Palace über der Stadt.

In der Gruppe trafen wir in den kleinen Dörfern auf freundliche, neugierige Menschen. Allein in der Stadt unterwegs, wurde ich dann gleich mal angebettelt. Die letzten Tage sind wir ein bisschen „in die Berge“ geritten, die zumindest in der Jahreszeit nur aus Staub und Akaziengewächsen (Büsche und Bäume) mit Stacheln bestehen. Ab und zu Palmen und in dieser Jahreszeit fast oder ganz ausgetrocknete Seen. Dies ändert sich wohl im Monsun, sodass es im Herbst alles schön grün wird und auch Gras wächst.

An einem Tag trafen wir auf eine Herde Kamele, die ca. 80 Tiere waren auf einem abgeernteten Feld geparkt und wurden stolz vom Besitzerclan präsentiert. Wie gut, dass wir uns die Zeit nehmen konnten um anzuhalten und abzusteigen.

Was mich wirklich gewundert hat ist, dass man nirgends westliche Popmusik oder ähnliches hörte, es war immer irgendwie indisch, egal ob im Taxi oder in der Stadt – egal wie alt oder jung der Fahrer war. Hier mal was zur Einstimmung: https://www.youtube.com/watch?v=FeDXgoJwwrE

Die legendären Heiligen Kühe

Hunde und Kühe rennen überall frei rum, oder stehen rum (es ist ja sehr heiss) und trinken aus den überall befindlichen Brunnen. Sie werden definitiv gefüttert und haben manchmal sogar Ohrmarken (wie bei uns !!!). Erstaunlich. Leider habe ich in der ganzen Woche nur eine Katze getroffen. Die lebt im Monsoon Palace und kam gleich zu mir her (wir kennen uns ;-)) was zwei Inder dazu veranlasst mit mir und der Katze ein Selfie zu machen, Wahnsinn – ich als Touristenattraktion.

Die Stadt

Ist mit 150 000 Einwohnern schon etwas größer, und bekannt für die Seen und den Palast (den ich mir auch angesehen habe). Beeindruckend fand ich jedoch das Panorama, das man vom Monsoon Palace aus hat – ein weiterer ehemaliger Palast und nun Aussichtspunkt hoch über der Stadt.

Die Farm selbst liegt am Rande der Stadt (die sich immer mehr ausbreitet), und beherbergt 14 Pferde, 3 Kühe, Hunde und ungezählte Hühner. Es ist also eine nette kleine überschaubare Farm (in Kroatien hatten sie ca. 100 Pferde und meiner Meinung nach die Kontrolle verloren, hier nur über die Hühner 😉 …).

Die Hitze.

Für alle die gerne der deutschen Kälte entfiehen, bitteschön. Ich war Ende März bei + 30 Grad erstmal geplättet und sofort auf Sommerfeeling. Trotzdem war es dank eines leichten Lüftchens meistens ganz gut auszuhalten. Wieder zuhause bin ich auch nach einem Monat immer noch einigermassen verwirrt, weil ich ja aus dem Sommer in den Frühlingsanfang gekommen bin.

Again?

Ich hatte meine Reise leider etwas knapp bemessen und ausser Reiten nicht viel eingeplant. Im Nachhinein würde ich das (falls das Budget und Zeit da sind) etwas anders gestalten, denn es ist wirklich eine so andere Welt, von der man vielleicht doch noch etwas mehr sehen sollte.